Web-App oder native App 2025? Sicherheit, Datenschutz & KI im Fokus

Smartphone in der Hand

Sollte man digitalen Alltag 2025 eine Anwendung als Web-App im Browser nutzen oder lieber eine native Anwendung installieren? Während beide Varianten längst ausgereift sind, verschärfen neue gesetzliche Vorgaben, Sicherheitsrisiken und die Integration von Künstlicher Intelligenz die Rahmenbedingungen. Der technologische Fortschritt ermöglicht heute hybride Ansätze – etwa Progressive Web Apps (PWAs), Electron-basierte Clients oder lokal gehostete KI-Tools. Doch wo liegen aktuell die konkreten Unterschiede? Und was spricht aus Sicht von Datenschutz, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit für oder gegen Web-basierte Software?

Wann lohnt sich was?

App-Stores, Downloadportale und Web-Plattformen bieten 2025 mehr Softwareoptionen als je zuvor. Neben nativen Anwendungen, die traditionell über Paketmanager oder Herstellerseiten bezogen werden, buhlen unzählige Web-Apps um die Gunst der Nutzer – oft als werbefinanzierte Gratislösung oder KI-gestütztes SaaS-Modell. Die Grenze zwischen Desktop und Web verschwimmt dabei zunehmend: Dienste wie Canva, Figma oder Notion sind ebenso im Browser wie als Desktop-Version nutzbar – wobei Funktionalität und Datenschutz je nach Nutzung stark variieren können. Auch in spezialisierten Sektoren wie dem iGaming-Markt bieten Plattformen einen sofortigen Einstieg und mobilen Zugriff mit und ohne Download.

Was aber ist vorzuziehen?:

Einzige Aufzählung – Entscheidungshilfe:

  • Offlinefähigkeit:

Native Apps funktionieren vollständig ohne Internetverbindung; Web-Apps benötigen häufig konstante Konnektivität.

  • KI-Integration:

Web-Apps bieten schnellen Zugang zu Cloud-KI (z. B. OpenAI, Google), native Apps ermöglichen lokale, datensparsame Nutzung (z. B. LM Studio, Ollama).

  • Datenschutz:

Lokale Anwendungen bieten in der Regel mehr Kontrolle; Web-Apps benötigen klare Privacy-Richtlinien und DSGVO-Konformität.

  • Sicherheit:
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Browser-Exploits wie CVE‑2025‑6554 zeigen: Web-Apps können zur Einfallstür werden; native Apps lassen sich besser abschotten.

  • Updatepolitik:

Web-Apps aktualisieren sich automatisch über den Browser, native Tools benötigen aktives Patchmanagement – bieten aber auch gezielte Kontrolle über Versionen.

Künstliche Intelligenz & gesetzliche Vorgaben

Die EU-Verordnung über Künstliche Intelligenz zählt zu den weltweit ersten umfassenden Regulierungswerken für KI-Systeme. Ab 2. August 2025 gelten erstmals verbindliche Pflichten für Anbieter sogenannter „General Purpose AI“-Modelle (GPAI), also breit einsetzbarer KI wie GPT-4 oder Claude. Die Regeln umfassen unter anderem Anforderungen an Transparenz, Trainingsdaten, Risikoklassifikation und Nutzeraufklärung.

Brisant ist dabei, dass viele Web-Apps inzwischen solche KI-Funktionen direkt einbinden – etwa durch API-Anbindungen an OpenAI, Google Gemini oder Mistral. Während native Anwendungen wie LM Studio oder Ollama lokal betrieben werden und damit unabhängig von Cloud-Regeln agieren können, greifen browserbasierte Tools zwangsläufig auf externe Datenverarbeitung zurück.

Der europäische Branchenverband CCIA Europe forderte daher eine Verschiebung des GPAI-Startdatums. Grund: Die rechtlichen Rahmenbedingungen seien unklar, Haftungsfragen nicht abschließend geklärt und die technischen Definitionen zu vage. Auch einzelne europäische Staaten signalisierten, dass die Regeln verwirrend und schwer umzusetzen seien. Dennoch scheint es bei der geplanten Einführung.

Zero-Days & Web-Risiken

Während native Software unter Linux, Windows oder macOS in einer isolierten Umgebung ausgeführt werden kann, nutzen Web-Apps standardisierte Browser-Engines wie Blink (Chrome), Gecko (Firefox) oder WebKit (Safari). Diese sind im Kern auf JavaScript und zunehmend WebAssembly (WASM) angewiesen – Technologien, die hohe Flexibilität, aber auch ein höheres Angriffsrisiko bedeuten.

Am 1. Juli 2025 wurde in Chrome (Version 137) die vierte aktiv ausgenutzte Sicherheitslücke des Jahres geschlossen: CVE‑2025‑6554 betrifft die V8-JavaScript-Engine und erlaubt Angreifern, beliebigen Code im Browser auszuführen. Die Schwachstelle war als „Type Confusion“ klassifiziert und wird von Sicherheitsforschern als besonders kritisch eingestuft. Bereits zuvor waren ähnliche Lücken in PWAs ausgenutzt worden, etwa über manipulierte Webseiten oder infizierte Erweiterungen.

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Der Unterschied ist dabei technischer Natur: Web-Apps sind direkt von Browser-Sandboxing und Same-Origin-Policies abhängig. Native Anwendungen lassen sich zusätzlich durch Systeme wie AppArmor, SELinux oder Firejail absichern – was insbesondere bei Software mit Dateizugriff oder Netzwerkberechtigung ein klarer Vorteil ist.

Datenschutz, Kontrolle und Datenhoheit

Der Data Governance Act der EU stärkt die Hoheit über personenbezogene und öffentliche Daten. Er zielt auf eine sichere, kontrollierte Weitergabe von Informationen – und trifft damit auch Anwendungen, die Nutzerdaten zentral speichern oder mit Dritten teilen. Web-Apps, die etwa über Content Delivery Networks (CDNs), externe Tracker oder Cloud-APIs operieren, geraten dadurch in ein Spannungsfeld zwischen Komfort und Kontrollverlust.

Im Gegensatz dazu erlauben native Tools eine deutlich höhere Transparenz: Konfigurierbare Speicherpfade, gezielte Offline-Nutzung und geringere Telemetrie sorgen für eine bessere Nachvollziehbarkeit. Projekte wie Nextcloud oder OnlyOffice bieten sowohl Desktop- als auch Web-Versionen, die klar zwischen lokaler Kontrolle und zentraler Administration unterscheiden.

Die steigende Nachfrage nach lokaler KI – z. B. über Open Source-Modelle wie LLaMA oder Mistral – verstärkt diesen Trend: Wer sensible Texte oder Kundendaten verarbeitet, wünscht keine unkontrollierbare Cloud-Anbindung. Web-Apps geraten hier zunehmend ins Hintertreffen – es sei denn, sie bieten dedizierte Datenschutz-Einstellungen oder Self-Hosting-Optionen.

Web-Apps sind 2025 leistungsfähiger als je zuvor. Sie punkten mit Plattformunabhängigkeit, schneller Entwicklung und direktem KI-Zugang. Doch dieser Komfort bringt Risiken: Sicherheitslücken, Datenschutzprobleme und fehlende Offlinefähigkeit können im kritischen Umfeld schnell zur Schwachstelle werden. Native Anwendungen, die lokal verarbeitet werden, bieten deutlich mehr Kontrolle, lassen sich besser integrieren und erfüllen rechtliche Anforderungen oft zuverlässiger – insbesondere mit Blick auf EU-Regularien wie den AI Act oder den Data Governance Act.

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Die Entscheidung ist somit nicht nur technisch, sondern auch strategisch: Wer mit sensiblen Daten arbeitet, auf Ausfallsicherheit angewiesen ist oder KI eigenständig betreiben möchte, wird 2025 häufig zur nativen Anwendung greifen – ergänzt durch sichere, geprüfte Web-Tools dort, wo es sinnvoll ist.

Quellen:

https://www.reuters.com/technology/tech-lobby-group-urges-eu-leaders-pause-ai-act-2025-06-25

https://thehackernews.com/2025/07/google-patches-critical-zero-day-flaw.html

https://securityaffairs.com/179549/hacking/cve-2025-6554-is-the-fourth-chrome-zero-day-patched-by-google-in-2025.html

https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/regulatory-framework-ai

https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/data-governance-act

https://www.twobirds.com/en/insights/2025/ai-act-from-timelines-to-tensions–a-mid-2025-round-up

https://en.wikipedia.org/wiki/Artificial_Intelligence_Act

https://unit42.paloaltonetworks.com/chromeloader-malware

Über Christian 378 Artikel
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